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Die Geschichte der Sammlung

Das heutige Erscheinungsbild der Wiener Schatzkammer ist das Ergebnis einer langen Entwicklung, deren Anfänge im 14. Jahrhundert liegen. Damals verwahrte man in sicheren Gewölben neben der Burgkapelle Gerätschaften aus Gold und Silber, Münzen, Edelsteine und Schmuckstücke, aber auch die für das Haus Habsburg maßgeblichen Urkunden und Insignien, die zur rechtlichen Absicherung irdischer Macht benötigt wurden, sowie zahlreiche als geistliches Unterpfand dieser Macht dienende Reliquien.

Vermutlich auf Betreiben Kaiser Rudolfs II. (reg. 1576–1612), einer der größten Sammlerpersönlichkeiten des Hauses Habsburg, wurde im Nordwesten der Hofburg ein eigener Trakt, das so genannte „Kunsthaus“, errichtet, von dem heute noch Teile in die Ausstellungsräume der Schatzkammer einbezogen sind. Aus dem mittelalterlichen Fürstenschatz war inzwischen eine enzyklopädische Kunstkammer geworden, die neben kostbaren Gefäßen aus Edelmetall und edlen Steinen, Uhren und Automaten sowie Elfenbein- und Holzschnitzereien auch Naturalien, Gemälde und Skulpturen umfasste. Diese habsburgische Schatz- bzw. Kunstkammer wurde damit zur Wiege der heutigen Sammlungen des Kunsthistorischen Museums.

Aus der Regierungszeit Kaiser Leopolds I. (reg. 1658–1705) haben sich erste detaillierte Beschreibungen der kaiserlichen Schatzkammer erhalten, die wertvolle Auskünfte über den Inhalt und die Art der damaligen Präsentation geben. Maria Theresia (reg. 1740–1780) veranlasste eine umfangreiche Neuordnung der Schatzkammerbestände und ließ zu diesem Zweck prachtvolle Nussholzvitrinen anfertigen, die noch heute in der Geistlichen Schatzkammer in Verwendung stehen.

Bedeutende Veränderungen und Erweiterungen für die Schatzkammer ergaben sich im Gefolge der Wirren der Napoleonischen Kriege. Zwischen 1794 und 1800 gelangten die Insignien, Kleinodien und Gewänder des Heiligen Römischen Reiches von Nürnberg und Aachen nach Wien; ebenso kam der Schatz des Ordens vom Goldenen Vlies von Brüssel hierher. Auf diese Weise wurden die Bestände vor den französischen Truppen in Sicherheit gebracht. Als Franz I. 1804 die österreichischen Erblande zu einem Erbkaisertum erhob, wurden die habsburgischen Privatinsignien des frühen 17. Jahrhunderts zu offiziellen Staatssymbolen. Die Insignien des Heiligen Römischen Reiches hingegen verloren mit dem Ende desselben im Jahre 1806 ihren offiziellen Charakter.

Von wissenschaftlichen Kriterien getragene Konzepte zur Neuordnung der kaiserlichen Sammlungen führten schließlich zur Entflechtung der ehemaligen Schatzkammerbestände und mündeten in der Gründung und Errichtung des 1891 eröffneten Kunsthistorischen Museums. In der alten Schatzkammer in der Hofburg verblieben die Insignien als Symbole der Macht des Hauses Habsburg, Erinnerungsstücke an einzelne Persönlichkeiten der Herrscherfamilie und Gegenstände, die bei den alten Zeremonien des Hofes Verwendung fanden.

Räumlich beengten Neuaufstellungen nach den beiden Weltkriegen in den Jahren 1928 bzw. 1954 folgte ein umfassender Umbau der Schatzkammer in den Jahren 1983 bis 1987, dem die heutige Präsentation ihr Erscheinungsbild verdankt.

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